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11 Millionen E-Bikes in Deutschland und weiterhin kein strukturiertes Radverkehrsnetz

Ich verbringe einen nicht geringen Teil meiner Zeit mir Youtube Videos von E-Bike Influencern anzuschauen. Nicht etwa weil ich mich darüber schlau mache, welches mein nächstes E-Bike sein könnte, interssanterweise ist der Markt derzeit wohl relativ gesättigt und die Preise für E-Bikes fallen kontinuierlich.Die vielen E-Bike Influencern vermitteln welche Fernreisen mit diesen Bikes durchaus möglich und mit relativ einfachen Mitteln undBudgets machbar sind.


So gibt es Videos die zb 700km von Dortmund nach Paris frohlocken (270.000 Views) , 300km von Berlin bis zum Meer (1.3 Mio Views) . Von Berlin nach Estland (2.1 Mio Views) usw usw.

Was sagt uns das ? Es gibt eine große Faszination und Begeisterungsfähigkeit der Entschleunigung beim Reisen und das E-Biken stellt eine relativ gute Möglichkeit dar, diese Entschleunigung herzustellen. Mit ca 25km/h ist man nicht so langsam, als dass es wirklich langweillig werden könnte und kann vergleichsweise beachtliche Distanzen innerhalb weniger Tage zurücklegen, zumal der Fahrer selbst gefordert ist das Pedelec anzustubsen und auch durch Kraft und Lenkeinsatz gefordert ist.

Bei einer normalen Autofahrt ist der Fahrer meist geneigt den direktesten Weg zu nehmen und das alte Bonmot: der Weg ist das Ziel fällt dabei meistens flach. Erst neulich habe ich mich überwunden und habe mich gezwungen bei der Fahrt von München nach Basel nur Landstraßen zu benutzen was zwar die Fahrzeit um gut 2-3 Stunden verlängerte aber alleine diese Fahrt war ein Erlebnis und durch die relativ entschleunigte Geschwindigkeit von 70-80km/h konnte ich einiges von der schönen Landschaft durchaus in mich aufsaugen. Vom Schlieersee über den Tegernsee, weiter nach Bad Tölz passierte man den Murnauer See, just an dem Tag als die Ukrainier sich dort gegenseitig massakrierten , weiter über den Foggensee und andere Tümpel deren Namen ich vergessen habe vorbei am Bodensee.

Dieser Trip der knapp einen Tag ohne Eile und Hetze in Anspruch nahm war ein unvergleichlicher Trip in eine der wenigen Landschaftsgebiete Deutschlands, die noch nicht gänzlich der Flurbereinigung zum Opfer gefallen sind und natürlich wegen der Nähe zu den 2000,3000 und 3500 Tausender eine besonders pittoreske und idyllische Landschaft beeindrucken können . Kurz habe ich sinniert, wie gerne ich diesen Trip mit dem Fahrrad machen würde, aber mußte dann feststellen, dass ich zwar mehren Radfahren an den kleinen Landstraßen begegnete, sie beizeiten überholte kreuzte aber es kam mir schon beinahe todesmutig vor, sich gerade in dieser Region mit dem Fahrrad auf den meist sehr engen Landstraßen zu bewegen.

85000 Fahrradunfälle pro Jahr (knapp 4000 davon tödlich)
17000 Unfälle mit E-Bikes , Tendenz steigend

Mehr als einmal gab es Begegnungen zwischen PKWs die sich überholten und dann auf der Gegenspur einer Kolonne Radfahren beinahe in die Quere kamen . Die davon betroffenen Radfahrer wären dabei völlig unschuldig und allzu leicht in von den Lebenden zu den Toten hinübergewandelt, wenn sie einen Moment unachtsam oder unkonzentriert gewesen wären. Nicht selten fehlten nur einige Zentimeter , einmal war es reines Glück das es nicht zum schlimmsten kam, und das war nur einer von 365 Tagen an einen relativ ruhigen Tag außerhalb der Feriensaison irgendwo auf einer kleinen Landstraße, am Rande der Republik, an einen x-beliebigen Tag.

bikerin

Utopien zum Radfernverkehr

Der Aufbau eines autarken Radnetzes außerhalb urbaner Zentren wäre nicht nur eine immense Steigerung der Sicherheit für den individuellen Radfahrer, er würde innerhalb der Bevölkerung die Annäherung und das Bewusstsein für die Umwelt radikal erweitern. Fernab des Nudgings oder den ständigen Ermahnungen, Wokenessdebatten, Biobefinflichkeitsgefechten ergibt sich hier eine produktive, positive Möglichkeit für den Staat und Gesellschaft , eine Infrastruktur mit verhältnissmässig überschaubaren Mitteln zu fördern die vermutlich jedermann gleich ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger in Deutschland sehr begrüssen würde. Würde so eine beinahe utopistischer Ansatz gelingen, wie den flächendeckenden Aufbau von Fernradwegen durch das gesamte Land als politischen Willen in das Bewußtsein der Bürger und Politiker zu sähen, gäbe es wohl wenig was diese Idee aufzhalten vermag. Zumal ist auch die Durchdringung und das Bewußtsein für andere brisante Thematiken die den Klimawandel betreffen hiermit wesentlich einfacher zu erreichen . Durch das Reisen im PKW oder im Zug wird der Bürger immer eine gewisse Distanz zwischen sich und die Natur/Umwelt bringen, was im Regelfall den Bürger, der in der Mehrzahl eh durch sein Leben in urbanen Zentren, weitgehenst von der Natur abgeschottet oder entfremdet ist die einfache und . Möchte man bei der Klimapolitik oder Umweltpolitik in der Gesellschaft einen breiten Konsens anstreben, ist es unumgänglich diese Entfremdung zur Natur , die meist durch unsere Konsum und Lebensweise eher beschleunigt wird ins Auge zu sehen . Politiker reden viel, den lieben langen Tag lang aber philosophische Überlegungen sind nicht ihr täglich Brot. Sie benötigen pragmatische Ansätze, Ideen, Dinge womit sie beim Wähler Erfolg vorweisen können und Punkte sammeln. Im Regelfall kommen solche Ideen meist von der Industrie, die dafür bezahlte Agenten / Lobbyisten hat, die in Deutschland in erster Linie ebend die Interessen der Automobilindustrie, Pharma, Chemie verkörpern. Trotzdem kann sich eine Politik nicht ganz von den Wünschen der Graswurzel, Bürgerbegwegungen abkoppeln. Die Forderung nach einen nationalen Radwegenetz ist daher kaum mit ideologischen Argumenten zu entkräften. Es bietet sich eine ernsthafte Chance , zumal die riesige Industrie der E-Bike und Fahrradproduzenten, Anbieter von Tourismusangeboten ebenso wirtschaftliche Komponenten sind

Unabhängigkeit von Bundesstraßen und anderen viel befahrenen Verkehrswegen:
Ist die vollkommene Trennung vom Automobilverkehr für Radfernnetze notwendig ?
Ja , der Lärm, die Geschwindigkeit vorbeirasender Autos hemmt die Attraktivität Radwege zu nutzen oder das Rad als Fernreisemittel überhaupt in Erwägung zu ziehen. Radwege die parallel zu bestehenden Autostraßen verlaufen sind zwar im Berufsverkehr durchaus sinnvoll und die bestehende Strukturen bereits bestehende ausgebauter Radverbindungen kann ja auch ergänzt oder mitgenutzt werden, aber um einerseits touristisch attraktiv zu werden und andererseits einen nachhaltigen Paradigmenwechsel , somit nachhaltig dem Gefühl der Entschleunigung sowie möglicher Alternative eines Automobilerwerbs zu fördern, ist es notwendig, solch eine Fahradnetz Struktur völlig autark und unabhängig vom bestehenden Straßennetz zu denken. Zwar werden sich natürlich hin und wieder Wege kreuzen, aber gäbe es völlig autarke Radbahnen, würde dies einen immensen Image und Selbstverständnis . Die Geräuschbelastungen an parallelen zu Bundesstraßen verlaufenden Radwegen sind enorm, Freizeitfeeling kommt da nicht auf.

Der Anfang
Beschilderung von überregionalen Radwegen
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Ja es gibt heutzutage sehr gute Navigationssysteme, aber trotzdem gibt es im KFZ Verkehr weiterhin Verkehrsbeschilderung die ständig angepasst und erneuert werden muß. Es gibt auch diverse Radfernwege (Eurovelo) die durchgängig katographiert und beschildert sind, aber darüberhinaus sind Radfernwege in Deutschland im Regelfall ein Flickenwerk an zusammengesetzten Einzelrouten . Wieso als nicht mit einer vergleichsweise Selbstverständlichkeit wie beim KFZ Verkehr, eine beschleunigte Beschilderung für überregionale Fahrradwege in Angriff nehmen um etwas Licht ins Dunkel zu bringen . Ich zb finde es nervig ständig beim radeln auf das Navi zu schauen oder drauf zu achten, dass dieses oder jenes Akku geladen ist. Gerne würde ich mich auf meine Fähigkeit verlassen, zu lesen und ggf Wegbeschilderung zu folgen und das Handy, Navi beiseite zu legen. Eine akribische Beschilderung, Kartographierung der Radwege wäre zumindest auch politisch ein symbolisches Zeichen, zumal es günstig umsetzbar ist, dem Radverkehr eine gleichsame Priorität zuzuweisen wie dem Autoverkehr. Das wäre ein guter Einstieg und ist als politische Forderung durchaus einklagbar oder realisierbar. Man wird nicht erwarten dürfen, dass die Verkehrspolitik derzeit alleine auf diese Idee kommt. Es wird aktivistische Lösungen und Graswurzelbewegungen entstehen müssen, die so etwas vehemmenter einfordern. Die vielen Radfahrverbände wie zb der adfc.de könnten sich diese Idee mal zu Herzen nehmen. Der Schwarzwaldverein, der in jahrzehnte langer Arbeit (unabhängig von staatlicher Einflußnahme) Schwarzwaldwege durchmakiert hat, ist da ein hervorragendes Beispiel. Welch Bereicherung war dieser Umstand für die gesamte Region des Schwarzwaldes, die dazu führte dass diese Gegend eine der touristisch beliebtesten Wanderregionen ist.
how-to-fahrrad
Infrastruktur für Fernradwege:
Zwar haben wir in Deutschland ein durchgehendes , beinahe übersättiges Versorgungsnetz mit Tankestellen die Benzin , Diesel oder LPG anbieten aber keinerlei Infrastruktur um den ambitionierten Fernradlern eine strukturierte Lademöglichkeit auf ihren Weg von A nach B anzubieten.

überregionales Ladenetz für E-Bikes:

Es zerbrechen sich seit Jahren zig Konzerne nebst Politiker den Kopf eine nationale Ladeinfrastruktur für die E-Autos aufzubauen, aber auf die Idee überhaupt erstmal eine Ladestruktur für E-Bikes umzusetzen, die deutschlandweit leichter und kostengünstiger auszubauen wäre, scheint keiner zu kommen. Hier sieht man am deutlichsten, mit welch heuchlerischen Bigotterie symbolische Verkehrspolitik derzeit gemacht wird. Da die Automobilladeinfrastruktur verspricht ein Goldesel zu werden , werden das Potential für E-BIKE Chargen eher einen überschaubaren Profitmöglichkeiten bieten, daher gibt es kaum einen politischen Willen diese Idee eines überregionalen Ladenetzes für E-Bikes überhaupt in Angriff zu nehmen. Es wird nicht ohne politischen Aktivismus, Graswurzelarbeit oder gegebenfalls Eigeninitative gehen. Auch hier sind die vielen Radfahrerverbände gefragt.

Ein E-Bike benötigt 300-800 Watt Strom pro Ladezyklus, das ist ungefähr das 3-4% von dem , was ein akkugetriebenes KFZ benötigt. Alleine hieraus wird ersichtlich mit welchen immensen Effizienzverlusten ein solches E-Auto arbeitet. Tun beide , E-Auto wie E-Bike doch letzendlich das gleiche, eine Person von A nach B zu bewegen. Effizienter wird das KFZ nur, wenn mehre Personen darin sitzen, aber selbst dann ist es noch weit abgeschlagen von der Energieeffizienz eines E-Bikes.Kann es sich ein Land , das gerade im globalen Kontext so dermaßen unter seiner Energieabhängigkeit leidet, solch ein offenkundiges Missverhältnis weiterhin einfach nur stillschweigend beiseite zu schieben und zu ignorieren ?

spinnen wir etwas weiter, wie könnte so ein Radfernnetz in Deutschland aussehen:

Staffelt man Deutschland vom Süden nach Norden her in Landkreise auf, so könnte eine Anzahl von 12-14 Nord Süd Achsen genügen um zumindest in einer ersten Phase innerhalb nur weniger Jahre
in einer Art Raster zu durchziehen. In der Ost-West Richtung werden die Dinge komplizierter aber trotzdem machbar. Etwa 28 Ost-West-Achsen müßten geschafft werden die dann jeweils einmal im Landkreis kreuzen. Damit würde bei jedem der 294 Landkreise Deutschlands mindestens 1 Kreuzungen entstehen, in anderen 2 wo sich diese Nord-SÜD und Ost-West Routen kreuzen. Somit hätte jeder Radverkehrsteilnehmer nicht mehr als 10-15km zu bewältigen, bis er auf einer dieser Routen kreuzt und eine komplette Nord -SÜD oder Ost-West Anbindung nutzen kann.

Ein beachtlicher Teil der Routen existiert bereits !!! es fehlt lediglich eine Strukturierung und standarisierte Beschilderung sowie der politische Wille, diesen Routen eine Struktur zu geben, die sie gleich den Landstraßen und Autobahnen zu einen Verkehrsweg gleicher Ordnung machen, womit auch Mittel, Gelder um solche Routen zu pflegen, Beschildern und ggf Dienstleistungsnetze wie Ladeinfrastruktur zu ermöglichen.

Natürlich ist das vorerst eine Utopie, aber keine unerreichbare, wer weiß inwieweit sich E-BIKE Mobilität noch beschleunigen könnte, es gibt E-Bikes die machen bereits jetzt 45km/h, das heisst in weniger als 12 Stunden könnten sie theoretisch von Berlin nach Köln fahren. Zumindest aber mit Leichtigkeit vielleicht zur Oma die 2 Landkreise weiter lebt.