In Moskau aber auch hierzulande, tobt gerade ein regelrechter Preiskampf auf dem Carsharing Markt. In Moskau kann man für knapp 4 Cent die Minute einen gepflegten Mittelklassewagen pro Minute ausleihen.Ganz so billig ist es hier in good ole Germany nicht, aber Politik und Anbieter übertrumpfen sich hierzulande gerade zu ein einer regelrechten Glorifizierungskampagne und bemühen sich, neue Carsharing Angebote hochzujubeln, aber wie immer hat dieses Phänomen auch zwei Seiten.
Im Falle von Moskau hat der Bürgermeister den Anbietern in die Hände gespielt, in dem er Parkraum verknappte , verteuerte und den Carsharing Anbietern zuteilte. Ob man diese Maßnahme, dahingehend interpretieren könnte, dass dabei irgendwelche Schmiergelder geflossen sind oder ob es sich um eine politische Maßnahme für das Wohl der Bevölkerung und Allgemeinheit handelt, ist dem Leser überlassen. Das Phänomen der beabsichtigen schleichenden Parkraumverknappung kann man zunehmend in diversenen Deutschen Metropolen beobachten.
Wieso erhalten privatwirtschaftliche Unternehmen soviel öffentlich-rechtlichen Raum zugeteilt ?
. Ich habe mich des einen oder andere Mal schon gefragt, mit welchem Recht diesen privatwirtschaftlich betriebenen Car Sharing Anbietern, soviel kostbarer öffentlicher Parkraum zugesprochen wird (in unserer Strasse in einem Berliner Innenstadtbezirk, sind von etwa 100 fast 25 Parkplätze von Carsharinganbietern geclaimt worden (ein Viertel !) die jetzt für die Allgemeinheit nicht mehr zur Verfügung stehen)
Der Claim von kostbaren Parkraum ist eines der größten Schlachtfelder, auf dem sich kanibalisierenden Markt der Car Sharing Anbieter. Mit abnehmenden öffentlichen Parkraum wird künstlich der Bedarf und die Nachfrage nach diesen Car Sharing Diensten gesteigert. Wohlgemerkt auf Kosten des gemeinen Bürgers dem diese Parkfläche ja weggenommen wird. Die Verfügbarmachung, und kostenfreie Nutzung von Parkraum ist eines der wichtigsten Verkaufsargumente,die diese Car Sharing Anbieter in Metropolen haben. Von ökologischen Nutzen kann wie weiterhin aufgeführt wird, nicht die Rede sein. Die meisten Fahrzeuge der Flotte sind klassische Benziner und noch mehr zugelassene KFZs im Innenstadtbereich ergeben keine Verbesserung der Luftsituation.
Man kommt also nicht mehr länger umher, den Gemeinsinn und Nutzen dieser Carsharing Anbieter etwas genauer zu durchleuchten und auch in Frage zu stellen
primäre Nachteile des Carsharings für den Ottonormalverbraucher :
- Die Carsharing Anbieter erhalten privilligierte Parkplätze und somit werden die Parkplätze in diversen Wohngebieten und Innenstadtzentren für private Autonutzer immer geringer und teurer.
- Ein Nutzung für Fernstrecken mit Carsharing Angeboten ist so teuer, das Carsharing für längere Strecken oder zeitlich längere Nutzung nicht praktiabel ist
- die Nutzung und das Anbieten von Carsharing Diensten ist im Grunde nur im innerstädtischen Bereich von Metropolen oder Großstädten möglich. Carsharing Anbieter grenzen ländliche Gegenden meist aus oder bieten erst gar keine Fahrzeuge dort an. In den Metropolen wiederum aber gibt es im Regelfall ein bestehendes gut ausgebautes Nahverkehrsnetz , was dann wiederum weniger genutzt wird. Ein intaktes Nahverkehrsnetz trägt nachweislich deutlich mehr dazu bei, die Umwelt zu schonen, als noch mehr mobile Einzelverkehrsteilnehmer.
- Der Trend zum Carsharing greift ähnlich wie Uber bestehende Taxidienstleister an. Arbeitsplätze in diesem Segment , das vorwiegend von lokalen Mittelständlern betrieben wird, werden geringer, wohingegen die Konzerne, die Carsharing Dienstleistung betreiben, die Arbeitskraft mit minimalen Preisvorteil an den Nutzer auslagern oder prekäre Appsklaven wie zb bei den Lieferandos und Food Delivery Services nutzen, um die Kosten zu drücken (ähnliches Phänomen wie bei Selbstnutzungs Kassen von Ikea oder manchen Supermärkten)
- die Hälfte der in Deutschland aktiven Car Sharing Flotte besteht aus normalen Benziner
- Bei Nutzung eines Carsharing Angebotes, tickt ständig die Uhr und man liefert seinen Körper und Seele einem einem weiteren ökonomisch dominierten Zeitstress aus. Das klingt erstmal spirituell , esotherisch verklärt, aber Zeitdruck/Ausgabendruck ist bei Nutzern mit begrenzten Einkommen, ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor der sich mittelfristig auf die Gesundheit auswirkt. Wer zb im Stau steht ärgert sich nicht nur über die verlorene Zeit sondern muß auch noch bibbernd dabei zusehen, wie jede Minute bares Geld dahinfliesst. In den Metropolen gibt es sehr oft Staus, während der Bus auf der Busspur an euch vorbeizieht…
Noch etwas nervt mich am Carsharing
- Carsharing ist lediglich eine weitere Auseburt eines derzeit populären ökonomischer Trends:
klassische Dienstleistungen wie Mietwagen, Mietwohnungen, , Hotelzimmer deren Verwertungsgrad ausgereizt ist, zu mikroisieren (kleinteiliger zu machen) und durch die Vermarktung kleinere Einheiten (Minutentarife statt bisher Tagestarife) noch mehr Profit für die Anbieter zu schlagen und sich nebenbei einer festen Struktur für Mitarbeiter zu entledigen. Im Idealfall wird der Konsument auch noch als Mitarbeiter (Betanker, Parker, Autoputzer) mit eingespannt
Brechen wir es mal grob herunter: wird eine alte bekannte Dienstleistung (Autovermietung, Fahradverleih) in Kombination mit einer APP (die jeder Coder in ca 2 Entwickertagen zusammenbasteln kann) marketingmässig als neue innovative Dienstleistung präsentiert die in einer Metropole eigentlich keiner wirklich zum überleben braucht. Die neuen Player arbeiten vorerst defizitär, weil es darum geht, diesen Markt abzusichern, und es wird etwas unreflektiert auch von den Stadtverwaltungen eine enorme Menge an Ressourcen dafür freigemacht, in der Hoffnung dass dieser Markt irgendwann lohnenswert wird oder gar einen Sinn für die Allgemeinheit ergeben soll. Leider sind auch schon einige Luftschlösser geplatzt . Bis dahin freut euch darüber, dass es immer weniger Parkraum gibt