Die oberen 10.000 schauen mir auf die Finger, ständig, egal ob ich mit dem KFZ unterwegs bin, oder in der UBahn oder im Schlafzimmer. Die neuen technologischen Errungenschaften der Big Data Welt sind eine Einbahnstrasse. Die Motivation derer ,die uns ständig analysieren, ist entgegengesetzt der landläufigen Meinung nicht die, unser Leben zu verbessern, sondern uns in Ihrem eigenen unternehmerischen Interesse, besser analysieren zu können. Um uns diese sensiblen Privatdaten möglichst schmackhaft zu entlocken, werden natürlich Versprechen höchst zweifelhafter Natur getätigt.
Hinter der Absicht euch täglich zu analysieren seht die profane einfache Absicht, den Absatz, Konsum und Verkauf von Produkten, Apps, Dienstleistungen zu optimieren. Gegenüber der Konkurenz und auch dem Konsumenten, einen Vorsprung zu erhalten. Auf gut deutsch, also Dinge oder Produkte zu entwickeln, voranzutreiben, die uns gewieft das Geld aus der Tasche ziehen.
Willkommen in der Welt des entfesseltenten Kapitalismus, es werden keine Gefangenen mehr gemacht. Zweifellos haben die Amerikaner, selbst die Russen und Chinesen im Grunde etwa ein halbes bis ganzes Jahrzent Vorsprung gegenüber den meisten Europäern Der europäische Informationsdiskurs ist längst abgeschlagen. Unsere CDU Regierung hat es die letzten 5-10 Jahre schlichtweg verpasst, dem globalen Informationsdiskurs, Ausbildung und Geschäftsmodelle zu fördern, die der Silicon Valley Dominanz irgend etwas entgegen setzen könnten. Dazu kommt,dass Geld und Macht ebend gerade für viele Politiker anziehend wirkt, und die Lobbyisten vom Valley lieben nichts mehr als einen Besuch im hippen Berlin.
Wer immer als Politiker oder Unternehmer euch vorgauckelt , eure Daten und Informationen nur zu eurem eigenen Wohl zu sammeln oder verarbeiten, ist als ähnlich glaubwürdig zu bezeichen , wie ein mittelalterlicher Quacksalber der uns irgendwelche Allheil und Wundermittel aufdrehen will (Haarwachstum, gesteigerte Potenz etc)
Als Inhaber eines Neuwagens ist man nun zwangsläufig und quasi per Vertrag, ein Lieferant solcher sensibler Privatdaten geworden. Herzlichen Glückwunsch. Fröhlich funkt dein neuer Mercedes, Polo oder BWM seine Fahrtdaten inkl GPS und Fahrverhalten an eine Firmenzentrale und mit ein paar wenigen Zeilen Code wird dein Leben ziemlich schnell
Wir befinden uns nun im entfesselten Kapitalismus, was glaubt Ihr tun die da in der Firmenzentrale mit euren Daten, überlegen die sich vielleicht Dinge die euer Leben besser machen oder überlegen die sich Dinge , die Ihnen mehr Gewinn in die Tasche sprudeln lassen…tja darüber könnt ihr euch ja mal den Kopf zerbrechen…
Man muss sich selbst im Jahr 2019 nicht zwangsläufig zum Daten-Lieferanten n machen und kann sich noch immer verweigern und wehren (ja es gibt legitime Möglichkeiten). Die gesamte Unterhaltungs und Mainstreammedien erzeugen eine Show oder Spektakel, die uns suggeriert (uns vormacht) dass solche datenproduzierende Produkte in irgendeiner Form nutzbar für uns sind , und es ein Selbstverständnis ist, diese freizugeben, und man kaum umherkommt, sein Privatleben quasi offenzulegen und jegliche Intimität oder Privatheit aufzugeben. Widerstand ist Zwecklos.
Die Automobilindustrie, also dominierender Wirtschaftsfaktor in Deutschland, ist natürlich ganz weit mit vorn dabei. Das Honigtopf Argument um bequeme und etwas leichtgläubige Nutzer dazu zu gewinnen, ihre Privatheit völlig aufzugeben ist immer das gleiche: Datengetriebenen Anwendungen Leben vereinfachen, versüßen , verlängern whatever. Noch schimmer .Ein Leben ohne Nutzbarmachung von Apps, Smartphones wäre ja ein Rückständiges usw..
Verweigerung:
Frühere Errungenschaften wie der Buchdruck wurden zu Beginn auch von den Eliten kontrolliert, zensiert und mißbraucht, bis sich erst später andere oder alternative Strukturen gebildet haben um so zb die Aufklärung voranzutreiben. Zwischen der Zeit der Erfindung des Buchdruckes 1440 und der französischen Revolution standen knapp 350 ! Jahre. Derzeit befinden wir uns leider noch in einem Entwicklungsstand der datengetriebenen Anwendungen, wo die Exploration (Ausnutzung und Verwertung) solcher Erkentnisse nur den wirklich finanzstarken und mächtigen Institutionen (vulgo Eliten) vorbehalten ist. Die Leute die sie entwickeln und konzeptionieren, wollen bezahlt werden, die Leute die sie motivieren müssen gewinnorientiert arbeiten denken und teils immense Rechenleistung und Ressourcen bemühen. Wer mitspielen will braucht Moneten, Startupfinanzierung , Money, Cash und diejenigen die es später zahlen werdet, seid ihr (wir) ,also diejenigen die die Daten liefern. Derzeit investieren die Big Players noch Unsummen um auszuloten wo die eigentlichen Goldadern liegen. Dabei wird ahnlich wie in Zeiten des Goldrausches, früher oder später eine Handvoll übrigbleiben und sich so ziemlich alles an gesammelten Daten aneignen, was die kleinen Schürfer angesammelt haben. Die kleinen Schürfer sind in diesem Kontext zb die zahllosen Startups , die in absehbarer Zeit wieder mangels von der Bildfläche verschwinden werden oder von Facebook, Google oder einer anderem Investmentfonds einfach geschluckt werden.
So ist zwangsläufig absehbar, dass die Mehrzahl dieser Datensammlern über kurz oder lang auf der Strecke bleiben, und das einzige Kapital aus deren Konkursmasse eure Daten sein werden, die dann von einem oder wenigen Big Player aquiriert werden.
Ein Mann ohne Geheimnisse ist so langweilig
wie ein kastrierter Kater!
Deswegen geizt mit euren Daten wo Ihr könnt. Kauft keine Neuwagen die euere Fahrdaten sammeln und weiterfunken. Überlegt bei jeder APP 3x ob es wirkich notwendig ist, eure Echtdaten (also zb Vorname, Geburtstag, Adresse) einzugeben, oder ob es nicht ein Nom de Guerre (Pseudonym) auch tut. Es gibt keinerlei Notwendigkeit dazum, über hundert Jahre lang waren Menschen ohne konstantes Tracking mobil und glücklich mit dem KFZ unterwegs. Es gab sogar noch Zeiten da fand man sein Ziel mit Landkarten und Wegweisern, zögerte auch nicht hier und da den einen oder anderen Dorfbewohner nach dem Weg zu fragen (ist ja in manchen deutschen Provinzen mangels Netzempfang durchaus immer noch gang und gäbe)
Wie versucht uns die Automobilindustrie davon zu überzeugen, trotzdem ständig mit eurem KFZ ständig trackingbar zu sein ??
Lieblingsargument 1 der Automobilindustrie um euch Tracking unterzujubeln
: Ihr habt einen Unfall,stürzt die Böschung herunter und niemand findet euch. Durch Tracking wird sofort der Unfall erkannt, ein Hubschrauber wird losgeschickt und ihr seid in 10 Minuten aus der Notlage befreit…..(Fantasie).
Glaubt Ihr im Ernst bei Daimler oder Audi sitzten 5000 aufmerksame Operatoren die euch gerade in dem Moment beobachten ,falls ihr eine Böschung hinabstürtzt um dann sofort die Hilfskräfte zu mobilisieren.
Nein, das ist eine Marketingfarce und politisches Schlagmichtod Argument um das Tracking bei Neuwagen gesetzlich zu fundamentieren. Der Chaos Computer Club hat diese Thematik (eCall) schon treffend im Jahr 2015 aufgegriffen und einen ganz guten Vortrag dazu publiziert
. Kann sein dass hier und da die Hilfskräfte tatsächlich schneller alarmiert wurden, aber dass gerade dieses Alarmtracking euer Leben wird ist nicht empirisch belegt.
Lieblingsargument 2: Euer KFZ wird geklaut. Durch Tracking finden wir heraus wo es ist. Noch mehr nonsens, die meist profesionellen Autodiebe sind Hacker und verstehen es gerade diese Trackingsysteme auszuschalten. Bevor die Bundesrepublik Deutschland jetzt ein GSG 9 Kommando auf die Suche nach euerem Wagen mobilisiert, wird es wahrscheinlich schon irgendwo auf dem Weg in die Ukraine verladen sein. Die Polizei hat auch besseres zu tun als jedem geklauten und getrackten KFZ mit einem Sonderkommando hinterherzujagen.
Lieblingsargument 3: Wir analysieren Ihr Fahrverhalten und können somit Ihre Versicherungsprämie anpassen. Es wird zwangsläufig darauf hinauslaufen, dass die Versicherungsindustrie argumentieren wird, in der Lage zu sein, euch günstigere Tarife anzubieten….
Realität:
Die Versicherungen können bereits jetzt mit der klassichen Old School Methode, auf euer vergangenes Fahrverhalten zurückblicken und stufen euch ja dementsprechend ein. Stichwort Schadensklasse. Das ist eine Analyse von Bestandsdaten und weitaus zuverlässiger als der Blick in die Zukunft. (Kaffesatzleserei)
Diese Algorythmen sind zumal längst noch nicht so weit, als dass sie gerecht und zuverlässig Millionen von Fahrdaten so geschickt auswerten können um dann Zukunftsprognosen zu gestalten, die euer zukünftiges Fahrverhalten vorhersagen.
Versicherungen sind lediglich daran interssiert Ihren Gewinn zu optimieren und Ihr Risiko zu minimieren. Es wird darauf hinauslaufen , dass gewiefte Data-Scientisten in den Versicherungshäusern (sie können sich die best bezahlten Data Scientisten leisten) dazu übergehen werden, weitere Verwertungsketten zu finden, wie euere Fahrdaten monetarisiert werden können und diese zielen nur darauf ab, wie man euchnoch mehr Geld aus der Tasche ziehen kann.
Dass ihr dadurch dass ihr euch tracken läßt in irgendeiner Form Geld sparen könntet, ist lediglich ein Rattenfängerargument, damit Ihr eure Privatheit aufgebt und euere Fahrdaten ausliefert.